FOTOHOF>GALERIE
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Leo Kandl, aus: »Brünner Straße«
 
 
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Leo Kandl
»Brünner Straße«

>Eröffnung: Donnerstag, 04.12.25, 19:00 Uhr
>Dauer: 05.12.25−31.01.26
>Kuratiert von Rainer Iglar und Michael Mauracher

FOTOHOF | Inge-Morath-Platz 1-3 | 5020 Salzburg | Österreich

 
 
  PRESSETEXT  
 
 
Leo Kandl setzt sich in seinem umfangreichen fotografischen Werk seit Jahrzehnten immer wieder mit seiner unmittelbaren Lebensumgebung auseinander, dem ehemals bäuerlich geprägten Arbeiterbezirk Floridsdorf. Kandls Eltern betrieben bis in die 1960er Jahren in der Brünner Straße 165 ein Geschäft für Farben, Lacke, Drogeriewaren und Haushaltsartikel.
Der 21. Wiener Gemeindebezirk wird in Kandls „Street Photography“ zur Kulisse, in der sich der zumeist unspektakuläre Alltag der angestammten und zugewanderten Bewohner:innen ereignet. Kandl agiert fotografisch zurückhaltend, vermeidet vordergründig „spannende“ Perspektiven und „entscheidende Momente“. Menschen halten sich auf Plätzen und Straßen auf oder bewegen sich durch den Stadtraum, wobei sich das Interesse des Fotografen weniger auf das Porträtieren einzelner Personen als auf die nüchterne Darstellung von Situationen und Konstellationen im öffentlichen Raum richtet. Seine Bilder eröffnen ein breites gesellschaftliches Panorama und deuten mögliche soziale Spannungsfelder, kulturelle Differenzen, Prekarität und gesellschaftliche Exklusion subtil an, zeigen aber wesentlich die unspektakuläre Normalität der Vorstadt.
Kandls Bilder reflektieren die kontinuierliche Veränderung von Architektur im Wandel der Epochen: die bürgerlichen Zinshäuser der Jahrhundertwende mit ihren endlosen Geschäftszeilen im Sockelbereich, die städtischen Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit des „roten Wien“, die Einfamilienhäuser und Kleingewerbetriebe in der prosperierenden Zeit des Wiederaufbaus bis hin zu den festungsähnlichen Verteilerzentren mit ihren fensterlosen Fassaden im ehemaligen Niemandsland.
Die Ausweitung und Erschließung der wichtigen Straßenverbindung der ehemaligen Bundesstraße (und heutigen Europastraße) in den Norden Wiens zeigt Kandl ausgehend vom Verkehrsknoten Franz Jonas Platz als zentrales bauliches Netzwerk von Straße und Schiene. Der Fotograf legt sein Augenmerk auf die Menschen, die in der Summe der Einzelpersonen das gesellschaftliche Ganze bilden. Kandls „Stadtbilder“ werten nicht, sie zeigen die Diversität einer von Multikulturalität geprägten europäischen Großstadt. Er sieht die Kamera als ein Mittel der nonverbalen wie auch unmittelbaren Kommunikation, mischt sich also selbst in den Stadtraum ein und erzeugt ein visuelles Spannungsfeld als gleichwertiger Akteur auf diesen Bühnen. Kandl richtet seine Kamera auf sein Vis-a-Vis ohne selbst „richten“ zu wollen. Wie schon in seinen frühen Wiener Porträtserien („Weinhaus“, „Graben“) sieht er den fotografischen Akt als eine Art soziologische Feldforschung, die getragen ist von einer sich immer wieder stellenden Frage nach Wirklichkeit im Wechselspiel mit dem Medium Fotografie.
Wir können seine Aufnahmen von den verschiedenartigen Häusern mit ihren zeitgebundenen Dekors genauso als Porträts sehen wie die Fotografien von anonym bleibenden Menschen. Kandls Bilder haben Ecken und Kanten, alles ist fragil und nicht eindeutig interpretierbar. In keinem Fall sind die dargestellten Protagonist:innen als Exponenten pittoresker Randgruppen zu verstehen. Vielmehr schreiben sie sich ganz selbstverständlich in den Stadtraum entlang der Brünner Straße ein. Ausgehend von seiner biografischen Verbundenheit mit Floridsdorf geht es Kandl nicht um eine Spurensuche nach einer verlorenen geglaubten Erinnerungswelt. Seine umfassende Bildserie ist bewusst als klare bildnerische Bestandsaufnahme des Jetzt konzipiert, die der Fotograf mit Neugierde und Empathie und mit den Mitteln betreibt, die ihm die Fotografie als präzises Aufzeichnungssystem zur Verfügung stellt.

Leo Kandl, *1944. Studium an der Akademie der bildeten Künste Wien. Lebt und arbeitet in Wien.

 
 
 
 
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FOTOHOF>STUDIO
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Broschureinband zu: Karl Kautsky, Neue Programme. Eine kritische Untersuchung, Wien, Leipzig: Prager, 1933
© Photoinstitut Bonartes, Wien
 
 
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»Buchumschlag!
Fotomontagen im politischen Kampf der 1930er-Jahre in Österreich«

>Eröffnung: Donnerstag, 04.12.25, 19:00 Uhr
>Dauer: 05.12.25−31.01.26
>Kuratiert von Monika Faber und Arne Reimer

FOTOHOF>STUDIO | Inge-Morath-Platz 1-3 | 5020 Salzburg | Österreich

 
 
  PRESSETEXT  
 
 
Überzeugungsarbeit mit Hilfe fotografischer Bilder zu betreiben, bot sich an, seit Druckwerke massenhaft und kostengünstig erzeugt werden konnten. Aber erst durch die Einführung des Wahlrechts für alle nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten die rivalisierenden Parteien in Österreich Strategien zum Einsatz dieses Potenzials.
Die sich steigernde Dynamik der Auseinandersetzungen führte 1927 zum Brand des Justizpalasts in Wien – und zugleich zu einer Flut von Publikationen propagandistischen Inhalts, der schon auf den Umschlägen seinen Ausdruck fand. Bücher, Broschüren oder Heftchen dienten als »kleine Plakate«, die mithilfe unterschiedlichster Kombinationen von Fotografien und Schrift um Aufmerksamkeit warben. Wirklichkeitssplitter, zusammengesetzt zu aggressiven Montagen spiegelten die Verzweiflung über die wirtschaftliche Lage der Arbeitenden und – immer zahlreicheren – Arbeitslosen nach dem Ersten Weltkrieg, während auf der anderen Seite des politischen Spektrums Bilder ungetrübter Harmonie zur Rückkehr zu einem traditionellen Weltbild aufriefen.

 
Ausstellung in Kooperation mit Photoinstitut Bonartes
 
 
 
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