FOTOHOF>ARCHIV
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Gerhard Roth Fotoarchiv am Heumarkt, Wien © Rainer Iglar
 
 
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Einladung zum Besuch des Gerhard-Roth-Fotoarchivs in Wien als Neuzugang zum FOTOHOF>ARCHIV und Präsentation des digitalen Gerhard Roth Fotoarchivs des Franz-Nabl-Instituts für Literaturforschung der Universität Graz

Mittwoch, 29.10.25, 17:00−20:00 Uhr

FOTOHOF>ARCHIV WIEN | Heumarkt 7 | 1030 Wien | Österreich
Erster Hof links, Stiege 4, 2. Stock, Tür 38

 
 
  PRESSETEXT  
 
 

»Ich ging ganz nah mit der Kamera an die Gegenstände heran und versuchte gleichsam ihre Aura mit zu fotografieren, aber immer, in dem ich nicht eingriff. Ich wollte unabhängig sein von fotografischen Regeln und nicht etwas Besonderes machen, sondern das Besondere im Alltäglichen erkennen.« (G R)

»Die Kamera war anfangs nichts anderes als ein Erinnerungsspeicher außerhalb meines Kopfes, der Fragmente aus einem Bilderstrom festhielt. Am liebsten war mir, wenn das Fotografieren so geschah wie das Gehen: automatisch, unkompliziert, einfach, nebenbei. Hat ein Bild so etwas wie Magie, dann entsteht sie durch die Magie, die der Gegenstand der Fotografie auf mich ausübt.« (G R)

Das FOTOHOF>ARCHIV in Salzburg wurde als Sammlung zur zeitgenössischen künstlerischen Fotografie gegründet und sieht darin auch weiterhin seinen Schwerpunkt. Für eine qualitativ hochwertige Produktion von Bildern, ausgehend sowohl von Negativen als auch von digitalen Daten, gab es in den letzten Jahren eine intensive Zusammenarbeit mit österreichischen Fotokünstler:innen. Mit Heidi Harsieber, Inge Dick, Manfred Willmann, Seiichi Furuya, Heinz Cibulka, Werner Schnelle, Lillian Birnbaum u.v.a. haben wir neue Arbeiten von historischen und aktuellen Projekten hergestellt. Daneben gibt es eine wachsende Zahl von fotografischen Nachlässen ab den 1930er Jahren, wie von Gerti Deutsch, Wolf Suschitzky, Edith Tudor-Hart, Peter Dressler, Inge Morath u.a., die in Ausstellungen und Publikationen gewürdigt werden. Das FOTOHOF>ARCHIV versteht sich als »working archive«, das heißt, dass die Bilder und Archivalien aktiv zu neuen Ausstellungen und Publikationen zusammengestellt werden oder auch neu produziert werden, wenn die Ausstellungen das erfordern. Dies geschieht ab jetzt auch mit dem fotografischen Nachlass von Gerhard Roth.

Gerhard Roth (24. Juni 1942 – 8. Februar 2022), in Graz geboren, lebte als freier Schriftsteller in Wien und in der Südsteiermark. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter die 1991 und 2011 abgeschlossenen, jeweils siebenbändigen Zyklen »Die Archive des Schweigens« und »Orkus« sowie zuletzt seine Roman-Trilogie über Venedig. Unter den zahlreichen Preisen, mit denen Roth ausgezeichnet wurde, war der Große Österreichische Staatspreis 2015.

Der literarische Nachlass von Gerhard Roth ist seit 2001 am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz untergebracht und wird dort seither in Symposien, Ausstellungen und anderen teilweise auch sehr publikumswirksamen Veranstaltungen sowie in Publikationen, Forschungsprojekten und in universitären Lehrveranstaltungen erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bestand umfasst derzeit 592 Archivboxen aus den Bereichen Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente und Sammlungen.

Neben seinem literarischen Werk hat Gerhard Roth über Jahrzehnte auch fotografisch gearbeitet und mit großer Energie und Konzentration ein umfangreiches Werk geschaffen. Davon zeugt nicht nur die zahlenmäßig überbordende Aufnahmepraxis, sondern auch seine penible Archivierungsmethode: Im Bestand des Nabl-Instituts befinden sich sämtliche Negative zu den analogen Fotografien von Gerhard Roth mit Ausnahme der Privatfotografien. Von all diesen Negativen wurden im Zuge der Aufarbeitung vom Institut Abzüge und Scans angefertigt, darüber hinaus finden sich im Nachlass vom Autor ausgewählte Digitalfotografien. Insgesamt sind am Franz-Nabl-Institut derzeit circa 60.000 Fotos vorhanden.

Ungefähr 40.000 dieser Bilder aus dem Zeitraum von 1977 und 2017 sind in einem digitalen Bildarchiv über mehr als 200 Schlagworte und einem spezifischen Thesaurus erschlossen. Diese Datenbank wurde am Franz-Nabl-Institut im Rahmen eines drittmittelgeförderten Projektes erstellt. Damit wird der umfangreiche Fotobestand von Gerhard Roth für die wissenschaftliche Forschung, aber auch schon für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus rechtlichen Gründen ist der Zugang nur mittels eines Passwortes möglich, das vom Franz-Nabl-Institut vergeben wird. Weitere Informationen: https://gams.uni-graz.at/context:roth

Die Abzüge seiner Fotos ordnete Gerhard Roth in Form von Fotoalben, die er mit handschriftlicher Datierung und thematischer Beschriftung zu außergewöhnlichen Artefakten machte. Darüber hinaus hat Roth zu Lebzeiten zahlreiche Fotobücher in Zusammenarbeit u. a. mit Daniela Bartens, Martin Behr oder Robert Weichinger und mit institutioneller Unterstützung des Franz-Nabl-Instituts veröffentlicht.

Warum Gerhard Roth im FOTOHOF>ARCHIV? Spätestens seit seiner Teilnahme am internationalen »Symposion über Fotografie IV«, veranstaltet 1982 von Camera Austria, wird das frühe, im steirischen Grenzland entstandene fotografische Werk von Gerhard Roth im Kontext der künstlerischen Fotografie rezipiert und diskutiert. Schon für das 1981 im Hannibal Verlag erschienene Fotobuch »On the Borderline - Grenzland« wurde dem fotografischen Autodidakten Roth in der sich gerade formierenden Szene unabhängiger Fotokünstler:innen Respekt gezollt. Belegt wird dies auch durch eine von Otto Breicha 1981 kuratierte Ausstellung im Kunsthaus Graz und durch die Aufnahme seiner Arbeit in den großen Katalog der »Geschichte der Fotografie in Österreich« 1983.

Das Genre Landschaft und Landleben war in der Nachkriegszeit wegen seiner Instrumentalisierung durch den NS-Staat für die Kunst und Fotografie als Thema quasi tabu. Roth teilt sein Interesse für einen unsentimentalen Blick auf das Land mit Fritz Macho, Heinz Cibulka, Nikolaus Walter und Manfred Willmann etwa und wird sich ein Leben lang für die Lebensräume der Menschen und ihre Kulturstätten sowohl in seiner engeren Heimat wie auch auf seinen fernen Reisen mit der Kamera beschäftigen. Auch seine Kooperationen mit Künstler:innen, der Grazer Gruppe G.R.A.M. etwa, verweisen auf seine Verbundenheit mit der Bildenden Kunst.

Ein Satz, den Roth über Vincent van Gogh geschrieben hat, gilt gleichermaßen für seine eigene Fotografie: »Noch im gewöhnlichsten macht er einen Funken der Schöpfung sichtbar …« Die Südsteiermark war nicht nur Schauplatz zentraler literarischer Werke (z. B. »Der Stille Ozean«, »Landläufiger Tod«) sondern wurde von ihm auch seit den 1970er-Jahren fotografisch festgehalten. Bilder aus Wien, Serien über die Künstler in Gugging, aber auch Fotos aus Amerika, Japan, Ägypten, Venedig u.a. fanden Eingang in thematische Fotobücher.

Parallel zur Pflege der literarischen Bezüge des fotografischen Nachlasses von Gerhard Roth im Franz-Nabl-Institut hat auf Initiative der Witwe von Gerhard Roth, Senta Roth, eine Zusammenarbeit hinsichtlich seines fotografischen Werkes als eigener Kunstform mit dem Fotohof>Archiv Salzburg begonnen.

Die Fotoalben von Gerhard Roth befinden sich heute in den Räumlichkeiten seiner ehemaligen Bibliothek am Heumarkt 7 in Wien – das FOTOHOF>ARCHIV betreut diese Sammlung in Wien.

Zwischen Senta Roth, dem Franz-Nabl-Institut und dem FOTOHOF>ARCHIV wurde eine weitgehende Kooperationsvereinbarung für einen wechselseitigen Austausch getroffen, die im Wesentlichen die Arbeit mit dem Fotomaterial für beide Institutionen unbeschränkt ermöglicht. Der im FOTOHOF>ARCHIV Wien gesicherte fotografische Nachlass von Roth besteht aus 952 Alben, mit jeweils 80 bis 300 Farbfotos im Format 10 × 15 cm, gesamt etwa 138.000 Fotos, die auch die Abzüge sämtlicher im Nabl-Institut archivierten Negative und Digitalfotografien enthalten. Zumindest etwas über 82.000 Bilder davon wurden bereits von Gerhard Roth digital fotografiert und abgespeichert – ab 2007 hat Roth begonnen, mit unterschiedlichsten Digitalkameras zu fotografieren.

Wir sind überzeugt, dass sich das bildgewaltige Werk von Gerhard Roth in idealer Weise mit unserem Gesamtbestand ergänzen wird. Auch wenn der Autor seine Aufnahmen als fotografische Skizzen verstanden wissen wollte, ist sein fotografisches Werk genuin und zeugt von großer bildsprachlicher Qualität. Sein demokratischer Blick orientiert sich nicht an den gängigen Bildmustern der Zeit, vielmehr sieht er das Medium als eine unversiegbare Quelle eines spontanen schöpferischen Aktes, wenn er sagt: »Wenn ich fotografiere, gehe ich keinem dokumentarischen Vorsatz nach, sondern versuche Einzelheiten festzuhalten, in denen sich der ungeordnete Bilderstrom als Ganzes ausdrückt«. (in: Camera Austria, Zeitschrift für Fotografie 11/12, S. 70)

Von Seiten des FOTOHOF>ARCHIV ist in den kommenden Jahren die weitere Erschließung und öffentliche Zugänglichmachung der Fotografien von Gerhard Roth geplant. Dies beinhaltet die Übertragung der physischen Materialien in eine Online-Datenbank. Ausgewählte Teile werden allgemein zugänglich sein, für Recherche- und Forschungszwecke wird ein weitergehender Zugang ermöglicht. Ende 2026 ist eine Ausstellung im Fotohof in Salzburg geplant, die sich auf Roths jahrzehntelange bildnerische Auseinandersetzung mit den Menschen und der Natur in der Südsteiermark fokussieren wird.

Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Für das FOTOHOF>ARCHIV: Rainer Iglar, Dr. Kurt Kaindl, Brigitte Blüml-Kaindl, Michael Mauracher, Birgit Sattlecker, Peter Schreiner, Nadine Weixler

Senta Roth

Für das Franz-Nabl-Institut: Univ. Prof. Dr. Klaus Kastberger, Mag.phil. Daniela Bartens



 
 
 
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